Die absolute Widerstandslosigkeit!

Das Leben – so, wie es jetzt gerade ist – ist in Ordnung.

Diese Aussage löst bei den meisten Menschen einen Widerstand aus, denn die wenigsten sind wirklich zufrieden mit dem, was jetzt gerade ist. Sie wollen ihr Leben anders haben, glücklicher, erfüllter, fröhlicher, reicher, bunter, schöner und sorgloser. Und weil das Leben jetzt noch nicht so schön bunt und glücklich ist, lehnen sie es ab. Das ist eine ganz verständliche Reaktion, denn schließlich will ein jeder Mensch ja nur eins: Glücklich sein.

Wir neigen dazu, alles abzulehnen und zu bekämpfen, was diesem Glück scheinbar im Weg steht oder diesem Glück nicht entspricht. Das Fatale dabei ist nur: Durch unsere Ablehnung und unseren Widerstand gegen das, was jetzt ist, halten wir an dem fest, was wir nicht wollen.

Das Leben, so wie es sich jetzt gerade zeigt, dieser jetzige Augenblick ist das Einzige, was wir haben und der einzige Moment, in dem wir Einfluss auf unser Leben nehmen können. Es ist der einzige Zeitpunkt, in dem wir etwas verändern können. Wir haben keinen anderen Augenblick dafür. Wir können das Leben nicht auf gleich verschieben, oder auf morgen, oder auf nächste Woche.

Der einzige Moment,
in dem Leben und auch Schöpfung stattfindet,
ist jetzt.

Wenn wir Widerstand gegen dieses Jetzt aufbauen, es bekämpfen und ablehnen, weil es uns nicht gefällt, haben wir morgen – wenn wir wieder im Jetzt sind – erneut ein Leben, das wir ablehnen und bekämpfen, weil es uns nicht gefällt. Wenn wir niemals aus diesem Widerstand heraustreten, werden wir immer Widerstand gegen das Leben haben, das sich uns jetzt gerade zeigt.

Das heißt:
Wir werden immer ein Leben haben, das uns nicht gefällt.
Wir erhalten dieses Leben durch unseren Widerstand aufrecht.

Warum? Weil wir Schöpfer sind und dieses Jetzt entsprechend unseres Seinszustandes kreieren. Widerstand erhält die jetzigen Lebensumstände aufrecht, damit wir weiterhin Widerstand fühlen können.

Aber wie kommen wir da raus?

Diese Lebensumstände, die uns nicht gefallen, können wir ja nicht auf einmal gut finden. Nein, das müssen wir auch gar nicht. Wir müssen nur unseren Widerstand dagegen aufgeben.

Frei von Widerstand zu sein, bedeutet das Leben freizulassen, damit es sich wandeln kann. Veränderungen können erst dann eintreten, wenn wir den Widerstand aufgeben – wenn wir loslassen.

Widerstand ist ein Festhalten an Umständen,
die uns nicht gefallen.

Warum tun wir das?

Vielleicht, weil wir glauben, irgendetwas dadurch bewirken zu können. Oder, weil wir denken, dass wir die negativen Umstände durch unseren Kampf besiegen oder vergraulen können. Aber das Gegenteil ist leider der Fall. Wir machen es durch unseren Widerstand nur noch schlimmer. Wir halten fest. Und je größer der Widerstand ist, umso fester klammern wir. Das Leben kann sich jedoch erst ändern, wenn es frei gelassen wird.

Was sagt Jesus über die Widerstandslosigkeit?

„Segnet eure Verfolger. Segnet sie, verflucht sie nicht!

Vergeltet niemand Böses mit Bösem!
Seid allen Menschen gegenüber auf Gutes bedacht!

Soweit es euch möglich ist, haltet mit allen Menschen Frieden!

Wenn dein Feind Hunger hat, gib ihm zu essen, wenn er Durst hat, gib ihm zu trinken. Tust du das, dann sammelst du glühende Kohlen auf sein Haupt.“

(Römer Kapitel 12)

Die Lehre von der Widerstandslosigkeit geht vorwiegend aus dem Neuen Testament hervor. Dies untergräbt jedoch nicht die Glaubwürdigkeit dieser Lehre, da sich vieles mit Jesus Christus grundlegend verändert hat.

Die Widerstandslosigkeit ist nicht ein Thema oder eine Lebensweise für den Feigling. Es mögen einige spotten und sagen:

„Ein echter Mann verteidigt sich selbst,
wenn er Widerstand erfährt.“

Doch in Wirklichkeit brauchen wir mehr Kraft und Stärke, zu lieben und zu vergeben, als mit Fäusten oder mit Gewehren zu kämpfen. Der Schwerpunkt der Lehre von der Widerstandslosigkeit liegt zwar auf dem negativen Prinzip, nicht in den Krieg zu ziehen, aber sie lehrt auch eine positive, kraftvolle Lebensweise, die Mauern einreißen kann und Feinde im größeren Maß verändern kann als eine Tomahawk-Rakete. Die gewaltfreie Kraft des Kreuzes, die in der Demut liegt, zieht sich nicht aus Feigheit von der Welt zurück, sondern umarmt sie vielmehr mit Liebe und Güte.

Die Aufforderung zur Nachfolge Jesu in der Widerstandslosigkeit kann nicht umfassend verinnerlicht werden, ohne die Funktion und das gleichzeitige Bestehen zweier Reiche völlig zu verstehen.

Obwohl die Rache etwas ist, was nur Gott zusteht, gebraucht er manchmal weltliche Regierungen, um ein Gerichtsurteil auf der Erde zu vollstrecken und um Recht und Ordnung für die Gottlosen aufrecht zu erhalten. Wir können unseren Staat und die von ihm gewährten Freiheiten ehren und schätzen, aber ohne Hingabe zum Staat, die mit der Ergebenheit und der Treue, deren nur Gott würdig ist, in Konflikt geraten kann. Politik und politische Kundgebungen, die die Gemüter erregen, widerspiegeln im Allgemeinen nicht den Geist Christi.

Wir müssen uns praktisch in allem,
was wir tun, die Frage stellen:

„Was würde Jesus tun?“

Wir dürfen diese Frage nicht ausgehend von unseren eigenen Ideen oder Vorlieben beantworten, sondern ausgehend vom Vorbild, das er uns hinterlassen hat. Wir finden keinen Hinweis, dass Jesus sich für die politische Freiheit eingesetzt hat, indem er zum Krieg aufrief oder auf den Straßen protestierte. Christus nahm weder an einem Protestmarsch der Christen nach Rom teil noch übte er Selbstverteidigung gegen die aus, die ihn verfolgten.

Wir lesen von einem Christus, der vielmehr noch einen draufsetzte und seinen Feinden Gutes tat und sie liebte. Das Beispiel, das Christus hinterlassen hat, kann nicht mit Gewalt in Einklang gebracht werden, weder als „Privatperson“ noch als Staatsdiener.

Wir als freie Gemeinde der ABAKKANER müssen unserer Verantwortung persönlich und auch gemeinsam gerecht werden, indem wir die Botschaft des Friedens verbreiten und den so genannten Staat seine Arbeit ohne Störung machen lassen.

„Schließlich ist der christliche Pazifismus kein Argument, das überzeugen soll, oder ein Instrument, um ideale politische Ergebnisse oder ein unanfechtbares ethisches System zu erzielen. Es handelt sich dabei einfach um eine Hingabe, Jesus von ganzem Herzen zu folgen, auch wenn der Weg zum Kreuz führte.

Wenn der Widerstand aufhört, kann alles wieder fließen. Plötzlich geschehen Fügungen, wir sehen Lösungen und Wege, wo wir vorher nur Mauern gesehen haben. Ohne Widerstand zu sein, bedeutet frei zu sein. Veränderungen können zugelassen werden und Möglichkeiten eröffnen sich.

Widerstandslosigkeit zu üben, ist wohl eine der größten Herausforderungen und gleichzeitig der größte Meilenstein auf unserem Weg ins Glück. Denn ohne Widerstand kann unmittelbar das Glück eintreten. Es wartet ja nur darauf!

Denken wir mal darüber nach: Im Zustand wirklichen Glücks, also wenn wir wirklich wirklich glücklich sind, selig und fröhlich – was haben oder fühlen wir dann NICHT?

Genau: Wünsche und Widerstände. Widerstand und Glück verträgt sich nicht. Wir können nicht glücklich sein, wenn wir im Widerstand gegen etwas sind. Auch Wunsch und Glück verträgt sich nicht. Wenn wir wünschen, fühlen wir einen Mangel – sind also nicht glücklich.

Wenn diese beiden Faktoren also wegfallen, was tritt dann ein?

GLÜCK! Und zwar völlig automatisch!

Wir halten uns durch unsere Wünsche und Widerstände nur selbst vom Glück ab. Ohne Absicht (Wunsch) und ohne Kampf (Widerstand) landen wir im Hier und Jetzt und es entsteht Glück. Und in einem solchen Zustand erschaffen wir weiteres Glück.

So einfach ist das.

Es stellt sich nur noch die Frage:

Sind wir bereit,
unsere Widerstände und Wünsche loszulassen,
um JETZT glücklich zu sein?

Bernd M. Schmid
(Menschenrechtsverteidiger & Pazifist)

________________________________

Schließe Dich unserer Friedensmission an!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert